NEUSTART VON ARBEITSGELEGENHEITEN / NEUE STELLENBÖRSE
Gemeinnützige Arbeit unter Corona-Bedingungen
Kreis Lippe. Auch wenn bereits über die ersten vorsichtigen Öffnungspläne des Jobcenters beraten wird, werfen die Entwicklungen am Arbeitsmarkt durch den Lockdown lange Schatten. Da sind zum einen viele neue Antragsteller, die durch die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise plötzlich auf Unterstützung, zu z.B. aufstockende Leistungen zum Kurzarbeitergeld, angewiesen sind.
Und da sind diejenigen, die bereits seit langer Zeit arbeitslos sind und durch den Einstellungsstopp nahezu aller Firmen aktuell keine Möglichkeit haben, eine berufliche Perspektive zu entwickeln. Hinzu kommen Solo-Selbstständige, die unter hohen finanziellen Belastungen gerade erst begonnen hatten, sich eine neue berufliche Existenz aufzubauen. Häufig war diese Selbstständigkeit aber noch nicht so gefestigt, als dass Krisenzeiten finanziell länger überbrückt werden könnten. Diese Menschen erleben jetzt eine funktionierende öffentliche Verwaltung, die die aktuelle persönliche Notlage anerkennt und schnell und deutlich weniger bürokratisch Hilfe gewährt.
War das Jobcenter vor der Krise häufig ein Anlaufpunkt für am Arbeitsmarkt benachteiligte Menschen, die aufgrund ihrer Biografie nur schlechte Chancen auf eine gut bezahlte Beschäftigung entwickeln konnten, sind jetzt ganz neue Kundengruppen unter den Antragstellern. Für das Jobcenter Lippe, das in den vergangenen Jahren große Anstrengungen unternommen hat, vor allem Langzeitarbeitslose mit gesundheitlichen Einschränkungen und Geflüchtete in den Arbeitsmarkt zu integrieren, ist das eine Chance, die ganze Vielfalt von Unterstützungsleistungen weiteren hilfebedürftigen Personen im Kreisgebiet zugänglich zu machen.
Insbesondere Langzeitarbeitslose und Geflüchtete sind jedoch momentan durch den Stillstand auf dem Arbeitsmarkt und das Aussetzen vieler arbeitsmarktfördernder Maßnahmen sehr stark betroffen. Umso wichtiger ist es für die Mitarbeitenden des Jobcenters Lippe gerade in dieser Zeit den Kontakt zu dieser Gruppe nicht abreißen zu lassen. Daher wird mit dieser Kundengruppe durch entsprechende arbeitsmarktliche Angebote weiter intensiv an ihrer beruflichen Perspektive gearbeitet.
Ein gutes Beispiel sind in diesem Zusammenhang die sogenannten Arbeitsgelegenheiten (AGH), in denen Menschen gemeinnützige Arbeiten verrichten, die ihnen neben neuen persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten auch ein Stück Arbeitsalltag und Struktur bieten. Gemeinsam mit den Trägern wurde jetzt die Möglichkeit geschaffen, dass diese Arbeitsgelegenheiten unter den strengen Corona-Bestimmungen überwiegend weiterlaufen können. Die Beschäftigungsträger, unter deren Ägide die AGH durchgeführt werden, haben in den vergangenen Wochen spezielle Pandemie-Konzepte erarbeitet, die jetzt die Fortführung öffentlicher Arbeiten erlauben. Ausdrücklich unterstützt werden diese Aktivitäten vom Land NRW, damit die bewährten Strukturen für Beschäftigungs- und Bildungsträger sowie Teilnehmende erhalten bleiben.
Bei den Arbeiten zum Gemeinwohl der Region wird u.a. die Pflege der zurzeit intensiv genutzten Wanderwege rund um die touristischen Attraktionen in Lippe ausgeweitet. Aber auch systemrelevante Tätigkeiten, wie z.B. das Nähen von Masken für gemeinnützige Einrichtungen oder die Unterstützung bei der Betreuung und Ausgabe von Mahlzeiten für Obdachlose oder in Bahnhofsmissionen werden von Teilnehmende der Arbeitsgelegenheiten übernommen. Diese sinnvollen Arbeiten geben den Menschen gerade in dieser krisenhaften Zeit das Gefühl, gebraucht zu werden oder besser: einen wichtigen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten.
Ein Blick in die Statistik zeigt, dass sich für viele Kundinnen und Kunden des Jobcenters Lippe die Teilnahme an Arbeitsgelegenheiten gelohnt hat. Bis auf wenige Ausnahmen konnten die meisten der fast 200 geförderten Teilnehmer in öffentlichen Einrichtungen als auch in privaten Wirtschaftsunternehmen nach Abschluss der Maßnahme weiter dort arbeiten. Dazu gehören ebenfalls viele der schon erwähnten systemrelevanten Tätigkeiten im Einzelhandel, aber auch in Pflege- und Betreuungseinrichtungen. Die weitere intensive Betreuung der Langzeitarbeitslosen ist in der Strategie des Jobcenters Lippe zur Bewältigung der Folgen der Pandemie ebenso verankert wie die Betreuung und Vermittlung der Menschen, die erst durch die Corona-Krise auf Unterstützungsleistungen angewiesen sind.
Für diese erst seit kurzer Zeit Betroffenen hat sich das Jobcenter Lippe insbesondere im Bereich der Arbeitsvermittlung personell jetzt noch einmal ganz neu aufstellt: Erklärtes Ziel ist es, Menschen, die durch die aktuelle Krise aus dem Arbeitsmarkt gerissen wurden und vielleicht auch auf Dauer nicht in ihre alte Beschäftigung zurückkehren können, schnell und effektiv zu unterstützen. Neben einer neuen Online-Stellenbörse zu finden im Internet unter www.jobcenter-lippe.de, auf der potenzielle Arbeitgeber ihre Jobangebote einstellen können, stehen dem Jobcenter Lippe genügend finanzielle Mittel zur Verfügung, um z. B. dringend notwendige berufliche Fortbildungen und Qualifizierungen zu ermöglichen.